"[...] daß Geistesleben nur so möglich ist in seiner wirklichen Wesenheit, daß es die Menschen trägt, daß es vor allen Dingen die Seelen trägt, daß Geistesleben nur möglich ist, wenn es auf sich selbst, auf die eigene Freiheit gestellt ist, wenn vom Lehrer der untersten Schulstufe ab jeder weiß: Du unterstehst keinem Befehl des Staates, sondern lediglich der Verwaltung derjenigen, die aus dem Geistesleben herausgewachsen sind und ihm dienen."
"[...] individuelle Fähigkeiten und Begabungen müssen im freien Geistesleben, in dem vom Staat unabhängigem Geistesleben entwickelt werden. Da vermag die Demokratie nichts. Die Demokratie hat zu ihren Inhalten alles dasjenige, worin alle Menschen gleich sind und wozu keine Lebenserfahrung gehört."
"Sozialisieren im Geistesleben heißt aber, diese Geistesleben emanzipieren vom Staatsleben, dieses Geistesleben von der untersten Schulstufe bis hinauf zur Universität auf sich selbst stellen und die Beziehungen der Menschheit zu diesem Geistesleben vollständig freimachen."
"[...] ist klar, dass das Geistesleben, dasjenige, was in ihm schöüferisch ist, was in ihm seinen eigenen Charakter an die Oberfläche trägt, nur dann sich entwickeln kann, wenn das Bildungsleben, [...] das öffentliche Erziehungs- und Schulwesen, so gestaltet wird, das diejenigen, die lehrend, unterrichtend, erziehend darinnen stehen, zu gleicher Zeit auch die Verwaltenden sind."
Rudolf Steiner: Vortag "Mit dem Mut der Liebe - zu einer Wirtschaft der freien Menschen"; S. 21
"Das ganze Geistesleben, vom niedersten Schulwesen bis hinauf zum höchsten Schulwesen, muß auf sich selbst gestellt sein, denn der Geist gedeiht nur, wenn er jeden Tag aufs neue seine Wirklichkeit und Kraft zu beweisen hat. Der Geist gedeiht nimmermehr, wenn er abhängig ist vom Staate, wenn er der Kuli des Staates, [oder] des Wirtschaftslebens ist. Was auf diesem Gebiete geworden ist, das hat die Menschköpfe gelähmt."
"Man müßte wirklich einmal das Unterrichtswesen auf die eigene Basis stellen und es von denjenigen bloß verwalten lassen, die darinstehen. ... Also das Schulwesen muß zunächst ganz getrennt vom Staatswesen gedacht werden. Es ist ganz ausgeschlossen, dass wir weiter kommen, wenn wir uns nicht zu diesem radikalen Denken aufschwingen, die Schule, ja das ganze Bildungswesen herauszubringen aus dem Staat."
"Das Recht entwickelte sich ja aus dem heraus, was der einzelne Mensch dem andern zu sagen hat. Nicht aus der Vernunft kann man das Recht herausspinnen. Aber aus dem wechselseitigen Verkehr der Vernünfte, wenn ich mich des Wortes bedienen darf, unter den Menschen entsteht das lebendige Rechtsleben."
"Das ist der wahre Sinn der Demokratie, dass Menschliches hineinkomme in die toten Paragraphen, dass mitempfunden wird, was in den toten Paragraphen sonst lebt. [...] so wird durch das, was gewollt wird durch Geisteswissenschaft, in das Rechtsgebiet die Empfindung hineinkommen. Empfunden wird werden, was von Mensch zu Mensch lebt."
"Dem Staat gehört alles dasjenige, worin sich alle Menschen gleich sind, wofür besondere Begabungen nicht in Betracht kommen, wofür das in Betracht kommt, das dem Menschen eingeboren ist [...]. Für den Staat kommt in Betracht das Rechtsbewußtsein. Dieses Rechtsbewußtsein, es kann in der Seele schlafen, aber es ist in das Herz eines jeden Menschen gelegt."
"Das ist gerade dasjenige, ... dass der Parlamentarismus - und nur ein demokratischer Parlamentarismus ist ein wirklicher Parlamentarismus -, dass dieser Parlamentarismus nur beruhen kann auf dem jenigen, was zwischen Mensch und Mensch dadurch festgesetzt werden kann, dass der Mensch einfach ein erwachsener, mündiger Mensch ist. Jeder muß teilnehmen können an dem demokratischen parlamentarischen Leben, der ein erwachsener mündiger Mensch ist. Denn auf dem, was ein mormaler gesunder, erwachsener, mündiger Mensch ist, auf dem, was er wissen, was er denken, was er fühlen und was er wollen kann, auf dem kann alles dasjenige beruhen, was im Rechtsleben zum Austrag kommt."
"Innerhalb des wirtschaftlichen Lebens darf sich nichts bewegen als Ware. Heute bewegt sich darin auch Besitz, das heißt eigentlich Recht. Man kann heute auch einfach Rechte kaufen. Mit der Arbeitskraft hat man ja auch das Recht der Verfügung über die Person. Mit dem Besitz von Produktionsmitteln, von Boden kauft man das Recht, darüber zu verfügen. Rechte kauft man. Rechte dürfen in der Zukunft nicht mehr gekauft werden; sie müssen vom Staat, der mit Kauf und Verkauf nichts zu tun hat, vewaltet werden, so dass jeder Mensch in der gleichen Weise teilhat an der Verwaltung. Im Kreislauf des Wirtschaftslebens wird nichts anders zirkulieren als das, was sich darstellen läßt in Warenproduktion, Warenzirkulation, Warenkonsumtion. Das geht immer durch den Verbrauch, und daher muß der ganze Wirtschaftskörper in der Zukunft auf assoziativer Grundlage erbaut sein, auf Koalitionen erbaut sein, die sich aus den Berufsständen ergeben, hauptsächlich aber aus dem Hervorbrechen der notwendigen Konsumbedürfnisse."
"Das Wirtschaftsleben kann nicht von oben oder von irgendeiner Richtung her, von irgendeiner Seite her organisiert werden, sondern das Wirtschaftsleben kann nur in Assoziationen, die herauswachsen aus den Berufsständen, aus denjenigen, die zusammengehören, auf einem gewissen Produktionsgebiete zusammengehören, auf einem gewissen Konsumtionsgebiete, erfolgreich sein. Dasjenige, was gleichartige Interessen hat, gliedert sich an in den Assoziationen an dasjenige, was verwandte Interessen hat. Verwandte Interessen haben eine Verkettung. Eine Verkettung, eine Durchgliederung bildet sich aber nicht so, dass man sie von außen her organisiert, sondern dadurch, dass sich ein Glied durch andere Glieder an diese Assoziationen anhängt."
"[...] dieses Wirtschaftsleben, das wird nur gesund, wenn es von den beiden anderen abgegliedert wird. Dann werden sich auf dem Gebiete des Wirtschaftslebens, wie ich es in meinem Buche dargestellt habe, Assoziationen bilden, Genossenschaften bilden, die aber in gesunder Weise nicht darauf ausgehen, zu produzieren und zu profitieren, sondern die von der Konsumtion ausgehen [...] zur Befriedigung der Bedürfnisse."
"Man muß die Leute aufmerksam machen, - natürlich nicht durch eine Tafel wie zum Beispiel <Maggi´s gute Suppenwürfel>. Die Reklame kann ja dazu da sein, dass man die Leute aufmerkasm macht: die Ware ist da. Aber von den Bedürfnissen, der Konsumtion muss ausgegangen werden. Das kann aber nur geschehen, wenn Konsumgenossenschaften begründet werden, wenn das Gesnossenschaftswesen im wesentlichen auf einen wirtschaftlichen Boden gestellt wird."
"Im Wirtschaftskreislauf wird durch die Lebensformen der neueren Zeit die Tendenz nach dem Antisozialen nicht zu verhindern sein. Denn es wird der Gemeinschaft am besten gedient, wenn ungehemmt der einzelne seine Fähigkeiten zum Gedeihen dieser Gemeinschaft anwenden kann. Dazu ist aber notwendig, daß dieser einzelne Kapital ansammeln, und dass er auch mit anderen sich frei vereinigen kann zur wirtschaftlichen Auswertung dieses Kapitales. [...] Der Wirtschaftskreislauf wird dann am lebenskräftigsten sein, wenn ihm auf seinem eigenen Gebiet die Tendenz zum Antisozialen nicht genommen wird; dafür ihm aber fortdauernd aus einem anderen Gebiet, dem geistigen Gliede des sozialen Organismus, Kräft zugeführt werden, welch das entstehende Antisoziale wieder zum Sozialen zurückbringen."
"Aber man sollte sehen, dass im Wirtschaftsleben, wenn es zweckmäßig geführt wird, Zustände entstehen, die dem Rechtsbewußtsein entgegenwirken müssen, wenn nicht außerhalb des Wirtschaftskreislaufes dieser Wirkung entgegengearbeitet wird."
"... seit der Mitte des 15. Jahrhunderts haben wir nur die Möglichkeit, ein solches Wirtschaftsleben zu haben, das, wenn es allein da wäre oder mit den anderen Gliedern des sozialen Organismus vermengt ist, zerstörend wirkt. Es geht nicht anders. ... betrachten wir dieses Wirtschaftsleben als die eine Waagschale, die tief herunter sinken würde und dadurch zerstörend wirken muss; es muss ein Gleichgewicht da sein. Daher müssen wir ein Wirtschaftsleben haben als das eine Glied des sozialen Organismus, und ein Geistesleben, welches jetzt eben das Gleichgewicht hällt, immer wieder aufbaut."
"Die Teilung im sozialen Organismus ist eine geschichtlich gewordene und ist einfach heute da, und es handelt sich heute nicht darum, nachzudenken darüber, wie man den sozialen Organismus in drei Glieder trennen soll, sondern wie man die Verbindungsglieder zwischen den drei Gliedern, da da sind, finden soll."
"Dass diese drei Gebiete [Wirtschaftsleben, Rechtsleben und Geistesleben] der wirklichen Lebenspraxis gegenüber, aus der Trennung am günstigsten wirken, das zeigt sich da, wo heute der Mensch sie aus sehr verschiedenen Quellen her zusammenwirken lassen muss, in der einzelnen Familie. Ja man denke sich, was aus der heutigen einzelnen Familie würde, wenn in ihr chaotisch durcheinandergewürfelt wäre das Rechtliche, das Geistesleben und das Wirtschaftsleben. Es bedarf für die Zukunft, ja schon für die Gegenwart das, dass wir imstande sind, dasjenige, was selbstverständlich in der Familie wirkt, auch anzuwenden auf die großen sozialen Verhältnisse. Da verwirrt sich uns der Blick, da sehen wir dann den Wald vor lauter Bäumen nicht: Da wird uns vorgeworfen, wenn wir von der Dreigliederung des sozialen Organismus sprechen, wir wollten diesen sozialen Organismus in drei Teile spalten, während doch alles nur in einer Einheit leben könne. Gerade um die Einheit richtig lebendig zu machen, muss der soziale Organismus auf seine drei richtigen Grundlagen gestellt werden.. Ich will nicht unpraktisch den Gaul zerschneiden; ich will nur, dass diejenigen zur Besinnung kommen, welche behaupten, nur der Gaul sei einheitlich, der nicht vor sondern ein Bein hat. [...] Nein ich will die Einheit des sozialen Organismus begründen, damit dieser soziale Organismus auf seinen gesunden drei Beinen, dem rechtlichen, dem geisigen, dem wirtschaftlichen stehe."
"Durch die Verhältnisse der neueren Menschheitsentwicklung ist das eigentliche Staatsleben als solches, das sich eigentlich im Rechtsstaat ausleben sollte, im wesentlichen verschwunden, und was sich im Staate auslebt, ist eigentlich ein chaotisches Zusammenwirken der geistigen Elemente des menschlichen Daseins und der wirtschaftlichen Elemente. ... In den modernen Staaten haben sich allmählich die geistigen Elemente und die wirtschaftlichen Elemente durcheinandergeschweißt, und das eigentliche Staatsleben ist zwischendurch eben heruntergefallen, eigentlich verschwunden. [schweizerische Verhältnisse:] Da haben wir es überall zu tun mit einer in ihren eigentlichen Ausgestaltungen unmöglichen, scheinbaren Demokratisierung des geistigen und mit einer Demokratisierung des Wirtschaftslebens, und damit, dass die Leute glauben, dies scheinbar demokratisierte Gemisch von Geistesleben und Wirtschaftsleben, das wäre eine Demokratie."
"Der Staat darf nicht wirtschaften, sondern er hat alles dasjenige festzusetzten, und zu regeln, worin ein Mensch dem anderen vollkommen gleich ist, worin wahre Demokratie herrschen kann. Dazu gehört neben dem Besitzrecht, [...] vor allen Dingen das Arbeitsrecht."
"Hällt man heute an dem Einheitsstaat fest, dann wird das Wirtschaftsleben, wie es im Westen der Fall ist, diesen Einheitsstaat mit dem Geistesleben aufsaugen, dann müssen aber solche Einheitsstaaten notwendig zur Zerstörung führen."
"Später habe ich [...] veruscht, [...] den Bedarf mit der Produktion zu assoziieren. [...] das assoziative Prinzip im Wirtschaftsleben [...] es zeigt sich wie etwas, was sozusagen aus dem Unterbewussten der menschlichen Gesellschaft heute heraufquillt. Wir sehen auf der einen Seite die Kartellbildungen, auf der anderen Seite die Trustbidlungen, allerdings immer einseitug unter bloß Produzierenden, während die Verbindung zwischen Produzierenden und Verbrauchenden eben einseitig - durch die Agenturen - besorgt wird. Unter Beseitigung der Agenturen Assoziationen ins Leben rufen, die mit ihren lebendigen Interessen zwischen dem Verbrauch und der Produktion drinnen stehen und vermitteln - das bedeutet eine fruchtbare Zukunft des Wirtschaftslebens.
Rudolf Steiner (keine GA): Vortag "Mit dem Mut der Liebe - zu einer Wirtschaft der freien Menschen" S. 31
[...] zum Wirtschaftsgebiet: Wir wissen, dass sich das sehr im Unterbewußten vollzieht, dass der einzelne Mensch heute gar nicht in der Lage ist, aus dem was vorliegt, in vollbewußter Weise zu durchdringen, was im Wirtschaftsgebiet vorliegt. Es müssen sich Assoziationen bilden, wo die Erfahrungen des einen durch die Erfahrungen des anderen ergänzt wird. Aus den Assoziationen, aus Gruppenbildungen heraus muss sich dann das Urteil bilden. Während wird auf dem Geistgebiet, jeder einzene individuell, das, was unseren Anlagen gemäß ist, heraussetzen müssen, muss das, was im Wirtschaftsgebiet tätig ist, aus dem Gruppenurteil herauskommen, was walteende Vernunft ist. [...] Vernunft, wird das zu einem das ganze Wirtschaftsgebiet Durchdringendem, wenn in der entsprechenden Weise auf Assoziationen hingearbeitet wird. "
"Aber dieser Gedanke: Soundso viel Leute arbeiten, damit man des Lebens Minimum hat -, der ist ja untrennbar von dem anderen Gedanken, dass man das wiederum der Sozietät zurückgeben muss, nicht durch Geld, sondern wiederum durch Arbeit, was für einen gearbeitet wird. Und erst, wenn man sich verpflichtet fühlt, das Quantum von Arbeit, das für einen geleistet wird, auch wiederum zurückzuarbeiten in irgendeiner Form, erst dann hat man Interesse für seine Mitmenschen. Dass man seinen Mitmenschen sein Geld gibt, das bedeutet nur, dass man die Mitmenschen am Gängelbande, am Sklavenbande führen kann, sie zwingen kann, dass sie für einen arbeiten. Können Sie sich aus Ihrer Erfahrung nicht selbst die Antwort geben auf die Frage: Wie viele Menschen bedenken, dass Geld nur eine Anweisung auf menschliche Arbeitskraft, dass Geld nur ein Machtmittel ist? Wie viele Menschen sehen im Geiste, dass sie gar nicht da sein könnten in dieser physischen Welt, ohne dass sie der Arbeit der anderen Menschen das, was sie selbst beanspruchen für ihr Leben, verdanken? - Sich verschuldet fühlen der Gesellschaft, in der man drinnen lebt, das ist der Beginn jenes Interesses, das verlangt werden muss für eine gesunde soziale Gestaltung."
"Niemals kann verglichen werden menschliche Arbeitskraft nach dem Preis mit irgendeiner Ware. Daher ist das Kaufen der menschichen Arbeitkraft auf dem Arbeitsmarkt - Sie verstehen, was das heißt - eine große soziale Lüge, die ausgemerzt werden muß. Wie kommen wir dazu, die menschliche Arbeitskraft das Charakters der Ware zu entkleiden? Das is eine große soziale Frage."
"Es handelt sich darum, einzusehen, dass Ware und menschliche Arbeitskraft keine vergleichbaren Werte sind, dass sie von zwei verschiedenen Gesichtspunkten aus verwaltet werden müssen. [...] die modernen Verhältnisse haben dazu geführt, dasjenige, was der vergleichsweise Wert oder Preis der Ware ist, mit dem zu verwechseln, was die Arbeit ganz so entlohnt - man nennt das <<entlohnen>>, in Warheit ist es bezahlen -, wie man Waren bezahlt, während die Arbeit nach ganz anderen Gesichtspunkten geregelt werden muss."
Rudolf Steiner (keine GA) Vortrag "Mit dem Mut der Liebe - zu einer Wirtschaft der freien Menschen" S. 33 f
"So lange meine Arbeiskraft gekauft und verkauft werden muß auf dem Arbeitsmarkt, wie nach Angebot und Nachfrage Ware auf dem Arbeitsmarkt, so lange kann ich mir die Frage: Führe ich ein menschenwürdiges Dasein? nicht mit Ja beantworten."
"[...] Arbeit darf in der Zukunft nicht mehr Ware sein, das heißt in der zukünftigen [...] sozialen Gesellschaft, im gesunden sozialen Organismus wird das Lohnverhältnis aufhören. Arbeit oder Arbeitskraft darf fernerhin nicht Ware sein. [...] Es besteht kein Arbeitsvertrag, es besteht ein Vertrag lediglich über die Teilung der Leistungen."
"[...] nicht das Wirtschaftsleben bestimmt die Arbeitskraft, sondern wenn umgekehrt dies Wirtschaftsleben sich richten muß nach dem, was der Arbeiter aus sich selber heraus in der staatlichen Demokratie über seine Arbeit bestimmt, dann ist eine wichtige Forderung erfüllt"
"Der Grundcharakter des Wirtschaftslebens ist, Ware zu erzeugen, um Waren zu verbrauchen. Das ist das einzig gesunde des Wirtschaftslebens. Und das Wirtschaftsleben hat gerade das innere Wesen, dass dasjenige, was in seinem Kreislauf eingespannt ist, bis zum letzten Ende verbraucht werden muß. Wird die menschlieche Arbeitskraft eingespannt in den Wirtschaftsprozess, dann wird sie verbraucht. Menschliche Arbeitskraft darf aber nicht restlos verbraucht werden, darf daher nicht Ware sein. Sie muß auf dem Boden des vom Wirtschaftsleben unabhänigen Rechtslebens des Staates bestimmt werden."
"Denn menschliche Arbeitskraft kann niemals irgendwelche Vergleiche, irgendwelche Preisvergleiche mit Waren eingehen. Sie ist etwas prinzipiell Verschiedenes von den Waren. Es ist also eine Lebenslüge, wenn dasjenige, was nie Ware werden kann, dennoch zur Ware gemacht wird. Wenn das auch nicht in dieser deutlichen Weise ausgesprochen wird, so ist es aber doch etwas, was empfunden wird als, ich möchte sagen, der Mittelpunkt der proletarischen Frage der neueren Zeit. Dadurch, dass die menschliche Arbeitskraft zur Ware geworden ist, ist ein Rechtsverhältnis, wie es zwischen dem Unternehmer und dem Arbeiter über das Arbeiten bestehen sollte, zu einem Kaufverhältnis geworden. Und moderne bürgerliche Nationalökonomen reden in der Tat so, als ob man innerhalb des Wirtschaftslebens auf der einen Seite Ware gegen Ware, auf der anderen Seite Ware gegen Arbeit austauschen könne. Dadurch, dass ein sogenannter Arbeitsvertrag existiert im modernen Sinne des Wortes, dadurch wird die Sache nicht anders; denn über das Verhältnis zwischen Unternehmer und Arbeiter kann nur ein Rechtsvertrag geschlossen werden in dem Sinne, wie wir das später sehen werden. Befreit könnte die menschliche Arbeitskraft von dem Warencharakter nur werden - und sie muss befreit werden -, wenn der einzige Vertrag, der möglich wäre zwischen dem Arbeitnehmer und dem Arbeitgeber nicht der über die geleistete Arbeit, sondern der über die dem gesunden Organismus in richtigem Sinne dienende Verteilung der gemeinsam produzierten Waren oder Leistungen wäre."
"Jeder Mensch soll für sein Arbeitspordukt - nicht für seine Arbeit, Arbeit gehört nicht ins Wirtschaftsleben! - so viel bekommen, wie er für sich, seine Familie und alles andere, wofür er etwas zu leisten hat, braucht, um ein gleiches Produkt wiederum zu fabrizieren, also so viel er braucht, für die Befriedigung seiner Bedürfnisse bis zur Verfertigung eines gleichen Produktes [...].
Rudolf Steiner (keine GA); Vortrag "Mit dem Mut der Liebe - zu einer Wirtschaft der freien Menschen" S. 37
"Geld und Arbeit sind keine austauschbaren Werte, sondern nur Geld und Arbeitserzeugnis. Gebe ich daher Geld für Arbeit, so tue ich etwas Falsches. Ich schaffe einen Scheinvorgang. Denn in Wirklichkeit kann ich nur Geld für Arbeitserzeugnis geben."
"Dagegen wird durch die Dreigliederung die die Arbeitskraft herausgenommen aus dem Wirschaftsgebiet, was also dem Arbeiter die Möglichkeit gibt, als freier Kompagnon dem Arbeitsleiter gegenüberzutreten. Dadurch aber kommt der Arbeiter dazu, wirklich den Anteil haben zu können, der sich innerhalb des Wirtschaftsgebietes ergibt, wenn man nicht mehr alles durcheinanderbringt. Man hat heute eigentlich nicht mehr objektive Preise, sondern man hat da drin das Lohnverhältnis im Wirtschaftsleben. Nehmen sie dieses heraus, so haben Sie auf der einen Seite die Beunruhigung durch die Arbeiter herausgenommen. Und nehmen Sie jetzt [auf der anderen Seite] heraus das Kapitalverhältnis, dadurch, dass Sie den geistigen Organismus da haben, der immer zu sorgen hat für die Fähigkeiten derjenigen, die da sein sollen, um die Betriebe zu leiten. So haben Sie die zwei hauptsächlichen Steine des Anstoßes aus dem Wirtschaftskörper heraus genommen, [...] Bei unserem arbeitsteiligen Organismus muß alle Sozialisierung ja darauf hinaus laufen, dass das, was der einzelne Mensch produziert im Verlauf des Jahres, gleichkommt dem, was er braucht für seine Lebenserhaltung. Werfen wir heraus das Lohn-, das Kapitalverhältnis, dann kriegen wir das reine Warenverhältnis."
"Im Grunde genommen ist jeder Lohnempfänger im gewöhnlichen Sinn heute noch ein Selbstversorger. Er sit derjenige der so viel hingibt, als er erwerben will, der gar nicht kann so viel an den sozialen Organismus hingeben, als er in der Lege ist, weil er nur so viel hingeben will, als er erwerben will. Denn Selbstversorger heißt, für den Erwerb arbeiten; für die anderen arbeiten heißt, aus der sozialen Notwendigkeit heraus arbeiten. Insofern die Arbeitsteilung ihre Forderung schon erfüllt bekommen hat in der neueren Zeit, ist in der Tat Altruismus vorhanden: Arbeiten für die anderen; insofern aber dies Forderung nicht erfüllt ist, ist der alte Egoismus vorhanden, der eben einfach darauf beruht, dass der Mensch sich selbst versorgen muß. Volkswirtschaftlicher Egoismus!"
"Dahin muß es aber kommen, [...] dass jeder zu Kapital und Produktionsmittel kommen kann, der die Fähigkeiten dazu hat, dass er aber nur so lange die Verwaltung und Leitung von Kapital und Produktionsmitteln haben kann, als er diese Fähigkeiten ausüben kann oder ausüben will. Dann gehen sie über, wenn er sie selber nicht mehr ausüben will, auf gewissen Wegen in die Gesamtheit. Sie beginnen zu zirkulieren in der Gesamtheit."
Das wird ein gesunder Weg sein, zur Sozialisierung des Kapitals, wenn wir dasjenige, was sich heute als Kapitalien im Erbschaftsrecht, im Entstehen von Renten, von Müßigängerrecht, von anderen überflüssigen Rechten, was so sich aufhäuft in Kapitalien, in Fluß bringen im sozialen Organismus. Darauf kommt es an. Wir brauchen gar nicht einmal zu sagen: Privateigentum muß Gesellschaftseigentum werden. Der Eigentumsbegriff wird überhaupt keinen Sinn haben. So wenig wird er einen Sinn haben, wie es einen Sinn haben würde, wenn sich in meinem Leib an einzelnen Stellen Blutzuschüsse anhäufen würden. Das Blut muss in Zirkulation sein. Das was Kapital ist, muß von den Fähigkeiten zu den Fähigkeiten gehen.
"Was muß mit den Kapitalanhäufungen verbunden sein? Mit den Kapitalanhäufungen muß verbunden sein die individuelle Fähigkeit der Menschen, die Kapital in der entsprechenden Weise nicht in egoistischem, sondern gerade in sozialem Sinne zu verwenden."
"[...] wenn der Zeitpunkt eintritt, wo irgend jemand, der zusammengewachsen ist durch seine Fähigkeiten mit einer bestimmten Summe von Produktionsmitteln, dieses Zusammengewachsensein nicht mehr aufrecht erhällt, dann erwächst dem sozialen Organismus die Verpflichtung, diese Produktionsmittel ohne Kauf überzuleiten an eine andere Person oder Personengruppe. Das heißt nichts Geringeres als, es wird in der Zukunft stattfinden eine Zusammenfügung von [...] Kapital und menschlichen Fähigkeiten ohne Kauf."
"Die Prosuktionsmittel gehören niemand, der Besitz an Produktionsmittel hört auf. Und in dem Moment, wo nicht mehr durch die besondere Fähigkeiten des Leiters gerechtfertigt ist das Zusammenwirken des Betriebes mit diesem Leiter, ist der Leiter verpflichtet, die Produktionsmittel an ein anderes Konsortium, an eine andere Personengruppe überzuführen. Unmittelbar oder mittelbar! Dadurch wird für die Zukunft erreicht, was ich nennen muß Zirkulation des Kapitals und Aufhören des Privatbesitzes von Kapital! Das Kapital wird in gesunder Weise dem sozialen Organismus einverleibt werden. Es wird zirkulieren in diesem gesellschaftlichen Organismus [...] Freie Zirkulation des Kapitals! Das ist es, was in Wahrheit für die Zukunft gefordert wird."
"Produktiionsmittel dürfen nur solange im wirtschaftlichen Zirkulationsprozesse Ware sein, bis sie fertig sind und dem volkswirtschaftlichen Leben übergeben werden. ... Dann sind sie etwas was unterliegt dem politischen oder Staatsleben, der Demokratie ... Die Produktionsmittel sind etwas was unterliegt dem Staatsleben, indem sie übergehen von dem einen auf den anderen, so dass immer derjenige, der die Produktionsmittel gebraucht, sie wirklich auch hat. ... aus den Einrichtungen des geistigen Lebens ... durch Erkenntnis ... wie das Produktionmittel ... an denjenigen übergeht, der durch seine Anlagen und Fähigkeiten das Produktionsmittel weiter versorgen kann. ... so sind die Produktionsmittel nur so lange Ware, als sie produziert werden. Dann hören sie auf Ware zu sein und unterliegen des Gesetzten und den Erkenntnissen. Durch Gesetze und Erkenntisse fügen sie sich ein in die soziale Struktur."
"Denn nur durch das, was von befähigten Menschen durchdie Werwaltung großer Kapitalmassen auf gewwissen Gebieten geleistet wird, kann in der Gegenwart der Allgemeinheit am besten gedient werden. Aber dieser Dienst kann nach dem Wesen des Wirtschaftslebens, nur darin bestehen, dass für diese Allgemeinheit am besten die Güter erzeugt werden, die sie braucht. ... Deshalb will sie [die Dreigliederung], dass soziale Zustände erstrrebt werden, in denen diese Macht zwar entstehen kann, aber in denen durch sie keine sozialen Schäden sich bilden können. Die Ansammlung von Kapitalmassen bei einzelnen will sie nicht unterbinden, weil sie einsieht, dass damit auch die Möglichkeit verschwinden würde, die Fähigkeit dieser einzelnen in den sozialen Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Aber sie will, dass in dem Augenblick, in dem der einzelne nicht mehr die Verwaltung der in seinem Machtbereich befindlichen Produktionsmittel besorgen kann, diese übergeleitet werden auf einen anderen Befähigten. Dieser soll sie nicht durch seine wirtschaftlichen Machtmittel erwerben können, sondern durch die Tatsache, dass er der Befähigste ist. Das läßt sich aber nur machen, wenn die Übertragung nach Gesichtspunkten erfolgt, die mit den wirtschaftlichen Machtmitteln nichts zu tun haben. [...] Auf seinem eigenen Boden erzeugt das Wirtschaftsleben wohl den Sinn für wirtschaftliche Macht, aber nicht zugleich denjenigen für soziales Recht. Deshalb mußten die Versuche scheitern, aus dem wirtschaftlichen Denken selbst das soziale Recht hervorzuzaubern."
"Würde ... das Kapital bleiben bei den Menschen, auch dann, wenn sie nicht mehr es selber verwalten können, dann würde das Wirtschaftsleben selber den Kreislauf des Kapitals bewirken; Zerstörung müsste kommen. Da muss das geistige Leben eingriefen, da muss über das geistige Leben hinüber das Kapital an denjenigen gebracht werden, der wieder bei seiner Verwaltung dabei ist. Das ist der innere Sinn der Dreigliederung des sozialen Organismus."
„Ein richtiger Preis ist dann vorhanden, wenn jemand für ein Erzeugnis, das er verfertigt hat, so viel an Gegenwert bekommt, dass er seine Bedürfnisse [..], worin natürlich eingeschlossen sind die Bedürfnisse derjenigen, die zu ihm gehören, befriedigen kann solange, bis er wiederum ein gleiches Produkt verfertigt haben wird. Diese Formel ist, so abstrakt sie ist, dennoch erschöpfend.“
"Was als [...] Aufgabe sich notwendig machen wird in der Zukunft, das wird eine aus den Gesetzen des Wirtschaftslebens heraus sich ergebende Preisregulierung sein, die darstellen wird den gegenseitigen Wert der Waren. Denn nur dadurch wird es möglich sein, [...] dass dasjenige, was ein normaler Mensch durch normale, in seinen Anlagen begründete Menschenarbeit leisten kann, gleichkommt demjenigen, was die Gesellschaft, in der er sich befindet, für ihn leistet, so dass jeder für das, was er produziert, aus der Gesellschaft heraus den äquivalenten Konsum haben kann."
"Die Vertreter der Volkswirtschaftslehre beschäftigen sich jetzt mit allem Möglichen, aber nicht damit, dass der Preis einer Ware eigentlich etwas ist, was eine bestimmte Höhe nicht über- oder unterschreiten darf. ... Und sobald man einsieht, dass das Preisproblem so wichtig ist, dass eigentlich die Lohn- oder die Kapitalprobleme dahinter verschwinden, dann steht man auf dem Boden eines gesunden Denkens. ... [Anekdote Ansichtspostkarten:] ... Wenn einer also nicht mehr unnötige Ansichtspostkarten austrägt, wird er nicht mehr die Masse der unnötigen Arbeit vermehren; vielmehr wird er dann eine richtige, den nötigen Bedürfnissen entsprechende Arbeit tun, und das wird einen wesentlichen Einfluß auf die ganze Preisgestaltung in der Volkswirtschaft haben."
"Wir stehen in einem Zeitalter, in dem das Leben notwendig macht, dass der eine mit den Mitteln arbeitet, die ihm ein anderer oder eine Gemeinschaft im Vertrauen auf seine Leistungsfähigkeit überantwortet."
"Im sozialen Leben ist Arbeit im Vertrauen auf die Leistungen anderer Kreditgewährung. [...] Wir stehen in einem Zeitalter, in dem das Leben notwendig macht, dass der eine mit den Mitteln arbeitet, die ihm ein anderer oder eine Gemeinschaft im Vertrauen auf seine Leistungsfähigkeit überantworten."
„Die Verantwortung für Kreditgewährung und Kreditentgegennahme wird den Assoziationen zufallen. [..] der einzelne ist seiner Assoziation gegenüber verantwortlich für die bestmögliche Leistung; und die Assoziation ist anderen Assoziationen gegenüber verantwortlich für die zielgemässe Verwendung der Leistungen. [..] In dem Bedarf, den eine Assoziation feststellt, wird die Veranlassung zur Kreditgewährung für eine andere liegen können.“
"Solange Waren [oder Zahlungsmittel] gegen Waren im Wirtschaftsleben ausgetauscht werden, bliebt die Wertgestaltung dieser Waren unabhängig von dem Rechtsverhältnisse zwischen Personen und Personengruppen. Sobald Ware [oder Zahlungsmittel] gegen Rechte eingetauscht werden, wird das Rechtsverhältnis selbst berührt. Nicht auf den Tausch als solchen komt es an. Dieser ist das notwendige Lebenselement des gegenwärtigen, auf Arbeitsteilung ruhenden sozialen Organismus; sondern es handelt sich darum, dass durch den Tausch des Rechtes mit der Ware [oder Zahlungsmittel] das Recht selbst zur Ware gemacht wird, wenn das Recht innerhalb des Wirtschaftslebens entsteht. Das wird nur dadurch verhindert, dass im sozialen Organismus einerseits Einrichtungen bestehen, die nur darauf abzielen, den Kreislauf der Waren in der zweckmäßigen Weise zu bewirken; und andereseits solche, welche die im Warenaustausch lebenden Rechte der produzierenden, Handel teibenden und komsumierenden Personen regeln."
„Benützung des Grund und Bodens beruht auf einem Rechte. Dieses Recht allerdings verwandelt sich innerhalb der modernen kapitalistischen Wirtschaftsordnung, namentlich durch die Verquickung des Kapitalismus mit den Grundrenten, wiederum in eine Gewalt. Und so haben wir auf der einen Seite die Gewalt, welche ausschliesst von solchen Rechten; auf der anderen Seite jene wirtschaftliche Gewalt, welche die menschliche Arbeitskraft zwingen kann, zur Ware zu werden.“
"Boden ist niemals Ware. Er ist von Anfang an etwas, was man nicht kaufen und verkaufen kann. Das lebendige Verhältnis im demokratischen Staate entscheidet darüber, wer an einem Stück Boden arbeitet zugusnten der Menschen. [...] und dass der Übergang vom einen zum anderen eine Angelegenheit des geistigen Gliedes des sozialen Organismus ist."
"Grund und Boden ist als solcher kein Objekt des Wirtschaftsprozesses. Auf dem Grund und Boden werden Objekte des Wirtschaftsprozesses gewonnen durch menschliche Tätigkeit, aber der Grund und Boden ist als solcher kein Objekt des Wirtschaftsprozesses. Was im Wirtschaftsprozeß, im sozialen Organismus überhaupt für den Boden in Betracht kommt, das ist, dass der eine oder andere ein Recht hat, ausschließlich diesen Boden zu benützen und zu bearbeiten. Dieses Recht auf den Boden ist es, was wirklich eine reale Bedeutung für den sozialen Organismus hat. Der Boden selber ist nicht Ware, sondern Waren entstehen auf ihm. Und was da eingreift, ist das Recht, das der Besitzer hat auf den Grund und Boden. Wenn Sie also käuflich, das heißt durch Tausch, ein Grundstück erwerben, so erwerben Sie in Wirklichkeit ein Recht, das heißt, Sie tauschen eine Sache gegen ein Recht, wie es ja schließlich auch beim Kaufe von Patenten der Fall ist."
"Der Besitzer [eines Grundtückes] bringt andere Menschen, die zu ihrem Lebensunterhalt von ihm zur Arbeit auf diesem Grundstück angestellt werden, oder die darauf wohnen müssen, in Abhängigkeit von sich. Dadurch dass man gegenseitig wirkliche Waren tauscht, die man produziert oder konsumiert, stellt sich eine Abhängigkeit nicht ein, welche in derselben Art zwischen Mensch und Mensch wirkt."
"Was ist eigentlich für den heutigen sozialen Organismus das Geld? Es ist das Mittel, um gemeinsame Wirtschaft zu führen. Stellen Sie sich nur einmal die ganze Funktion des Geldes vor. Sie besteht darinnen, dass ich einfach für dasjenige, was ich selber arbeite, Anweisung habe auf irgend etwas anderes, was ein anderer arbeitet. Und sobald Geld etwas anderes ist als diese Anweisung, ist es unberechtigt im sozialen Organismus."
"Der Mensch muss essen, und was gegessen wird, das muss von irgendwelchen Menschen erarbeitet werden. Der Mensch muss sich kleiden. Dasjenige, was er anzieht, müssen Leute erarbeiten. Damit ich einen Rock anziehen kann oder ein Beinkleid, müssen Menschen stundenlang ihre Arbeitskraft verwenden, um das zustandezubringen. Die arbeiten fÃür mich. Davon lebe ich, nicht von meinem Gelde. Mein Geld hat keinen andern Wert, als dass es mir die Macht gibt, des andern Arbeit zu benützen. Und so wie die sozialen Verhältnisse heute liegen, fängt man erst an, Interesse für seine Mitmenschen zu haben, wenn man sich diese Frage in der entsprechenden Weise beantwortet, wenn man im Geiste sieht: Soundso viele Menschen müssen soundso viele Stunden arbeiten, damit ich in der sozialen Struktur drinnen leben kann."
"... das Geld bloß ein Zeichen ist für Güter, die produziert werden, dass das Geld gewissermaßen bloß eine Art Buchhaltung ist, eine fließende Buchhaltung, dass jedes Geldzeichen stehen muß für irgendein Gut."
"... so handelt es sich darum, daß wir das Geld hineinstellen ins wirkliche Wirtschaftsleben. Wir wollen Wirtschaftszweige betreiben und nicht uns hineinsetzten in eine Bank und nur Geldgeschäfte machen, denn Geldgeschäfte an sich sind der größte Schaden unseres Wirtschaftslebens seit dem 19. Jahrhundert..."
"Der Kommende Tag AG ist gegründet worden, weil eingesehen worden ist, daß das heutige Bankwesen im Laufe des 19. Jahrhunderts allmählich ein schädigendes Element geworden ist in unserem Wirtschaftsleben"
"Es denkt heute noch keiner von denen, die da glauben, von dem wirklichen Leben etwas zu verstehen, daran, dass es nicht einen großen Fortschritt bedeute, wenn man von allen möglichen indirekten Steuern oder sonstigen Einnahmen des Staates übergehe zu der sogenannten Einkommenssteuer, insbesondere zu der steigenden Einkommenssteuer. Es denkt heute jeder, es sei selbstverständlich das Gerechte, das Einkommen zu besteuern. Und doch, so paradox es für den heutigen Menschen klingt, dieser Gedanke, dass man die gerechte Besteuerung durch die Besteuerung des Einkommens erreichen könne, rührt nur von der Täuschung her, die die Geldwirtschaft gebracht hat.
Geld nimmt man ein. Mit Geld wirtschaftet man. Durch das Geld befreit man sich von der Gediegenheit des produktiven Prozesses selbst. Man abstrahiert gewissermaßen das Geld im Wirtschaftsprozesse, wie man im Gedankenprozeß die Gedanken abstrahiert. Aber geradesowenig wie man aus abstrakten Gedanken irgendwelche wirklichen Vorstellungen und Empfindungen hervorzaubern kann, so kann man aus dem Gelde etwas Wirkliches hervorzaubern, wenn man übersieht, dass das Geld bloß ein Zeichen ist für Güter, die produziert werden, dass das Geld gewissermaßen bloß eine Art Buchhaltung ist, eine fließende Buchhaltung, dass jedes Geldzeichen stehen muß für irgendein Gut. Auch darüber soll noch im genaueren in den folgenden Tagen gesprochen werden. Heute aber muß gesagt werden, dass eine Zeit, die nur sieht, wie das Geld zum selbständigen Wirtschaftsobjekt wird, dass eine solche Zeit in den Geldeinnahmen dasjenige sehen muß, was man vor allen Dingen besteuern soll. Aber damit macht man sich ja als der Besteuernde mitschuldig an der abstrakten Geldwirtschaft! Man besteuert, was eigentlich kein wirkliches Gut ist, sondern nur Zeichen für ein Gut. Man arbeitet mit etwas Wirtschaftlich-Abstraktem. Geld wird erst zu einem Wirklichen, wenn es ausgegeben wird. Da tritt es über in den Wirtschaftsprozeß, gleichgültig ob ich es für mein Vergnügen oder für meine leiblichen und geistigen Bedürfnisse ausgebe, oder ob ich es in einer Bank anlege, so dass es da für den wirtschaftlichen Prozeß verwendet wird. Wenn ich es in einer Bank anlege, so ist es eine Art von Ausgabe, die ich mache - das ist natürlich festzuhalten. Aber Geld wird in dem Augenblicke zu etwas Realem im Wirtschaftsprozesse, wo es sich von meinem Besitze abläst, in den Wirtschaftsprozeß übergeht. Die Menschen brauchten ja auch nur eines zu bedenken: Es nützt dem Menschen gar nichts, wenn er viel einnimmt. Wenn er die große Einnahme in den Strohsack legt, so mag er sie haben; das nützt ihm gar nichts im Wirtschaftsprozeß. Den Menschen nützt nur die Möglichkeit, viel ausgeben zu können. Und für das öffentliche Leben, für das wirkliche produktive Leben ist das Zeichen für viele Einnahmen eben, dass man viel ausgeben kann. Daher muß man, wenn man im Steuersystem nicht etwas schaffen will, was parasitär am Wirtschaftsprozesse ist, sondern wenn man etwas schaffen will, was eine wirkliche Hingabe des Wirtschaftsprozesses an die Allgemeinheit ist, das Kapital in dem Augenblicke versteuern, in dem es in den Wirtschaftsprozeß übergeführt wird. Und das Sonderbare stellt sich heraus, dass die Einnahmesteuer verwandelt werden muss in eine Ausgabensteuer - die ich bitte, nicht zu verwechseln mit indirekter Steuer. Indirekte Steuern treten in der Gegenwart oftmals als Wünsche gewisser Regierender nur aus dem Grunde hervor, weil man an den direkten Steuern, an den Einnahmesteuern gewöhnlich nicht genug hat. Nicht um indirekte Steuern und nicht um direkte Steuern handelt es sich, indem hier von Ausgabensteuer gesprochen wird, sondern darum handelt es sich, dass dasjenige, was ich erworben habe, in dem Momente, wo es übergeht in den Wirtschaftsprozess, wo es produktiv wird, auch besteuert wird."
"Was dem Staate, nenne wir es Steuer oder wie immer, zufließt, das darf, wenn ich mich deutlich ausdrücken soll, nur aus dem Portemonnaie des einzelnen individuellen Menschen kommen. Dem Staat gegenüber kann nur der einzelne Mensch stehen, dann steht auch auf dem Boden des Staates nur der einzelne Mensch dem einzelnen Menschen gegenüber."
"Wenn man so etwas zitiert, wie den Satz vom Zins, so bitte ich zu berücksichtigen, daß in jedem Satz meines Buches angestrebt ist, ehrlich das zu sagen, was wirklich ist, und daß in meinem Buch streng abgewiesen wird alles das, was Zins vom Zins sein soll. Also, ein wirkliches Wachstum des Kapitals, wie es heute der Fall ist, wo sich ein Kapital in fünfzehn Jahren verdoppeln kann, ist unmöglich, wenn jene Wirklichkeit eintritt, wie ich sie in meinem Buch schildere. Aber ich spreche allerdings von einem rechtmäßigen Zinsverhältnis. Hierbei bitte ich zu berücksichtigen, wie ich in meinem Buch vom Kapital spreche. Denn sehen Sie, es ist leicht, den Leuten etwas vorzumachen, indem man ihnen sagt: Wenn man allen Zins abschafft, dann kommt das Richtige heraus. - Es handelt sich bei allen diesen Dingen nur darum, ob man es kann. Und ich habe nur solche Dinge beschrieben, die wirklich durchgeführt werden können. Bedenken Sie, wie die Sache steht. Das Geld bekommt, wenn die Dinge verwirklicht werden, die in meinem Buch stehen, einen gewissen Charakter. Ich habe das manchmal Freunden gegenüber etwas banal so ausgedrückt, indem ich gesagt habe: Das Geld wird in der Wirtschaftsordnung, die in meinem Buch gemeint ist, zum ersten Mal wirklich stinkend.
Was heißt das? Das heißt das Folgende: Wenn ich Wirklichkeiten erwerbe - das Geld an sich ist keine Wirklichkeit, sondern nur dadurch, daß die Machtverhältnisse entsprechende sind, ist das Geld eine Wirklichkeit -, wenn ich also Wirklichkeiten erwerbe, so unterliegen diese dem Gesetz des Verbrauchtwerdens. Kapitalismus in realem Sinn haben wir ja nicht bloß innerhalb der Menschenwelt, sondern auch in der Tierwelt. Wenn der Hamster hamstert, wenn er seinen Wintervorrat anlegt, dann ist das sein Kapital für die nächste Zeit, nur hat es die Eigenschaft, daß man es nur in der nächsten Zeit brauchen kann, sonst würde es zugrunde gehen. Und wir haben es in unserer kapitalistischen Wirtschaftsordnung dazu gebracht, daß wenigstens für gewisse kurze Zeiträume das Geld den Charakter aller übrigen Wirklichkeiten verloren hat. Was tun wir denn, wenn wir die Zinsen ausrechnen? Wir multiplizieren das Geld mit Prozenten und Zeit und dividieren durch hundert. Dadurch bekommen wir den Zins heraus. Dadurch haben wir mit unwirklichen, mit Scheingebilden gerechnet! Wir haben mit dem gerechnet, was wir als Repräsentanten der Wirklichkeit hingestellt haben. Das, was durch Kapital produziert wurde, kann längst unbrauchbar geworden sein, kann sogar ganz und gar nicht mehr vorhanden sein, und dennoch kann man nach unseren Machtverhältnissen ausrechnen: Kapital mal Prozente und Zeit dividiert durch hundert. [... In der Zukunft handelt es sich darum, daß man sich dessen bewußt ist, wenn man ein Unternehmen, einen Betrieb gründet - und dies muß ja immer wieder geschehen, da sonst der ganze Entwicklungsprozeß der Menschheit zum Stillstand kommen würde -, daß immer die vergangene Arbeit Verwendung findet in der künftigen Arbeit.]
Sehen Sie, wenn Sie einen neuen Betrieb aufbauen, dann müssen Sie neue Arbeiter anstellen, gleichgültig ob dies nun die Gesellschaft oder ein einzelner tut. Früher war es der einzelne, künftig wird es sich aus der Struktur der Gesellschaft heraus ergeben. Sie müssen also Arbeiter anstellen. Diese müssen sich, wenn man einen Betrieb aufbaut, der noch nichts in die Gesellschaft hineingeben kann, aber ernähren, müssen sich kleiden. Es muß dann also, damit dieser Betrieb entstehen kann, schon früher gearbeitet worden sein. Also, es muß die Möglichkeit geschaffen sein, daß frühere Arbeit für spätere Leistungen verwendet wird. Das ist aber nicht anders möglich, als daß, wenn meine frühere Arbeit in eine spätere Leistung einfließt, ich einen gewissen Nutzen davon habe. Denn in Wahrheit arbeite ich zum Beispiel, sagen wir, heute ganz ordentlich, und auf welchem Wege ist gleichgültig, aber von dem, was ich heute arbeite, wird in zehn Jahren irgendein neuer Betrieb gebaut. Das kommt dazu. Wenn ich heute arbeite, muß ich auch etwas für meine Arbeit haben. Es wird nur die Arbeit aufgespart für das nächste. Und das ist es, was ich rechtmäßigen Zins nenne, und ich habe es so genannt, weil ich eben in meinem Buch ehrlich sein will, weil ich keinen billigen Erfolg dadurch haben will, daß ich Weiß Schwarz nenne. Im Wirtschaftsleben muß vergangene Arbeit für künftige Leistungen verwendet werden. So wie Arbeiten in der Gegenwart eine Gegenleistung haben, so müssen sie auch in der Zukunft, wenn sie aufgespart werden, eine Gegenleistung hervorrufen. Das Wirtschaftsleben macht es notwendig, daß vergangene Arbeit in der Zukunft verwendet wird. Nehmen Sie dazu, daß das Kapital sich nach und nach aufzehrt. Während sich jetzt das Kapital in fünfzehn Jahren verdoppelt hat, wird es in Zukunft nach fünfzehn Jahren ungefähr aufhören zu existieren. Der umgekehrte Prozeß findet statt! Wie die anderen Dinge stinkend werden, so auch das Geld. So trägt das Kapital keine Zinsen, aber es muß die Möglichkeit geschaffen werden, daß das, was früher gearbeitet wurde, in einer künftigen Leistung enthalten ist. Dann müssen Sie auch den Lohn dafür haben. Ich hätte es [in meinem Buch] Lohn nennen können, aber ich wollte ganz ehrlich sein und wollte zum Ausdruck bringen: Wirtschaften besteht darin, daß vergangene Arbeit in künftige Leistungen hineingesteckt wird, und da nenne ich die dafür gerechte Vergütung den Zins. Deshalb habe ich aber auch ausdrücklich gesagt: Es gibt keinen Zins vom Zins. Den kann es nicht geben, ferner auch nicht ein beliebiges Arbeitenlassen des Kapitals. Das Geld wird stinkig. Es geht ebenso wie andere Dinge, wie Fleisch und dergleichen, verloren. Es ist nicht mehr da, es arbeitet nicht weiterhin. Wenn Sie die Dinge so nehmen, wie sie in meinem Buch stehen, so müssen Sie überall bedenken, daß ich von dem ausgehe, was möglich ist und was wirklich werden soll, und nicht von Forderungen, die so entstehen, daß man sich sagt: Wir schaffen dies und Jenes ab. Ja, meine werten Anwesenden, es könnte schließlich auch jemand auf die verrückte Idee kommen und sagen: Wir schaffen den Fußboden ab. - Dann würden wir nicht mehr gehen können! Man kann nicht Dinge abschaffen, die im wirklichen Wirtschaftsleben oder in anderen Bereichen einfach notwendig sind. Man muß die Dinge nehmen, wie sie sind, dann allein ist man ehrlich. Ich verspreche den Leuten nicht das Blaue vom Himmel herunter, sondern ich will von den wirklichen Lebensbedingungen des sozialen Organismus sprechen. Und so wollte ich hier sprechen von dem, was wirklich durchgeführt werden kann, und das wird schon dasjenige sein, was herbeiführt auch das, was unbewußt den Forderungen der breiten arbeitenden Masse zugrunde liegt. Und es ist besser, wenn man diese Forderungen aus der Kenntnis der Wirklichkeit heraus zu erfüllen trachtet, als wenn man die Menschen mit bloßen Versprechungen einlullt."
"Ich habe - nicht in polemischer Form, aber in aufbauender Form - ja darüber gehandelt in meinem Buche " Die Kernpunkte der sozialen Frage ". Mir ist vielfach vorgeworfen worden, daß der Zins nicht ganz geschwunden sei aus dem, was mir als soziale Struktur der menschlichen Gesellschaft vorschwebt. Nun scheint es mir, daß es ehrlicher ist, auf den Boden der Wirklichkeit sich zu stellen und das Mögliche und Notwendige wirklich zu betonen, als auf irgendeinen nebulosen Boden, auf dem man bloß Forderungen aufstellt. Ich habe in meinen " Kernpunkten der sozialen Frage " versucht zu zeigen, daß ja durchaus das Arbeiten mit Kapital notwendig ist. Man kann nicht ohne Kapitalansammlungen große Betriebe schaffen, überhaupt im heutigen Sinne keine Volkswirtschaft zustandebringen. Ob nun dieses Kapital in Geldform gedacht wird oder in anderer Form, das ist ja eine Sache für sich. Die meisten Menschen begehen, indem sie sich über die soziale Frage hermachen, sehr häufig den Fehler, daß sie nur die Gegenwart gewissermaßen wie einen einzigen Augenblick ins Auge fassen und für diesen einzigen Augenblick nachdenken: Wie ist da das Wirtschaftsleben zu gestalten? -
Aber wirtschaften heißt zu gleicher Zeit, mit dem in einem gewissen Zeitpunkt Gewirtschafteten eine Grundlage für das Wirtschaften der Zukunft schaffen. Ohne daß man irgendwie eine Grundlage für die Zukunft schafft, würde man die Kontinuität des Wirtschaftslebens nicht aufrechterhalten können, das Wirtschaftsleben würde immer abreißen. Das begründet aber nicht Zins aus Zinserträgnissen, wohl aber Zinserträgnis, weil die Möglichkeit bestehen muß, daß immer in irgendeinem Zeitpunkt so viel gearbeitet wird, daß aus dieser Arbeit Leistungen entstehen, die auch einer zukünftigen Arbeit wieder dienen können. Das ist nicht zu denken, ohne daß der Betreffende für das, was er für die Zukunft leistet, eine Art von Äquivalent erhält, und das würde eine Art von Zins bedeuten. Ich hätte es auch anders nennen können, wenn ich hätte schmeicheln gewollt denen, die heute wettern über Zins im Einkommen. Aber es schien mir ehrlicher, die Sache so zu benennen, wie sie in der Wirklichkeit ist. Es ist notwendig, daß diejenigen, welche irgend etwas dazu beisteuern - das wird ja der einfachste Ausdruck für komplizierte Vorgänge sein - dazu, daß Kapital angesammelt, verwendet werden kann, daß diese ihre Arbeit, die sie aus der Vergangenheit, aus der Gegenwart her in die Zukunft leisten, auf diese Weise in die Zukunft vergütet erhalten. Zins in der Form, wie ich es schildere in meinen " Kernpunkten der sozialen Frage ", ist nichts anderes als Vergütung desjenigen, was in der Gegenwart geleistet worden ist, für die Zukunft.
Nun, bei solchen Dingen kommt aber natürlich immer in Betracht, was sonst im sozialen Organismus als ein notwendiges Glied mitenthalten ist. Es kommt beim Menschen zum Beispiel darauf an, daß er alle seine Glieder hat, denn sie wirken alle zusammen. So kann man ein Glied auch nur verstehen aus dem gesamten Menschen heraus. So ist es auch im sozialen Organismus, daß man das Einzelne nur aus dem Ganzen verstehen kann. Wenn Sie sich an das erinnern können, was ich mit Bezug darauf auseinandergesetzt habe, wie aufzufassen ist das Verhältnis des Bearbeitens von Produktionsmitteln, so werden Sie sehen, daß es sich dabei darum handelt, daß Produktionsmittel nur so lange etwas kosten, nur so lange verkäuflich sind, als sie nicht fertig sind. Sind sie fertig, bleiben sie allerdings bei dem, der die Fähigkeit hat, sie fertigzubringen; dann aber gehen sie durch rechtliche Verhältnisse über, sind also nicht mehr verkäuflich. Dadurch wird auch für das Geldvermögen eine ganz bestimmte Wirkung herauskommen. Es kommt nicht darauf an, daß man Gesetze macht, das Geld solle keine Zinsen tragen, sondern es kommt darauf an, daß Ergebnisse herauskommen, die dem sozialen Organismus entsprechen.
Dadurch wird das, was als Geldvermögen existiert, einen ähnlichen Charakter bekommen wie andere Güter. Andere Güter unterscheiden sich heute vom Gelde dadurch, daß sie zugrunde gehen oder verbraucht werden; das Geld aber braucht nicht zugrunde zu gehen. Über längere Zeiträume geht es ja auch zugrunde, aber in kürzeren Zeiträumen nicht. Daher glauben manche Leute, auch in längeren Zeiträumen halte es sich.
Es hat sogar Menschen gegeben, die haben Testamente gemacht, daß sie irgendeiner Stadt das oder jenes vermacht haben. Dann haben sie ausgerechnet, wieviel das nach ein paar Jahrhunderten ist. Das sind so große Summen, daß man dann damit die Staatsschulden eines sehr stark verschuldeten Staates zahlen könnte. Aber der Witz ist nur der, daß es dann nicht mehr da ist, weil es unmöglich ist, über so lange Zeiten das Geld in der Verzinsung zu erhalten. Dafür aber ist die regelrechte Verzinsung für kürzere Zeit aufrechtzuerhalten. Aber wenn im volkswirtschaftlichen Prozeß das einträte, daß tatsächlich Produktionsmittel nichts mehr kosten, wenn sie da sind, Grund und Boden tatsächlich Rechtsobjekte werden - nicht ein Kaufobjekt, nicht ein Wirtschafts-Zirkulationsobjekt -, dann tritt für das Geldvermögen ein, daß es, ich habe es öfter ausgedrückt, nach einer bestimmten Zeit anfängt einen üblen Geruch zu haben, wie Speisen, die verdorben sind und einen üblen Geruch haben, nicht mehr brauchbar sind. Einfach durch den wirtschaftlichen Prozeß selber stellt es sich heraus, daß Geld seinen Wert verliert nach einem bestimmten Zeitraume, der durchaus nicht etwa ungerecht kurz ist; aber es ist eben so. Dadurch sehen Sie, wie sehr dieser Impuls für den dreigliederigen sozialen Organismus aus den Realitäten heraus gedacht ist. Wenn Sie Gesetze geben, so geben Sie Abstraktionen, durch die Sie die Wirklichkeit beherrschen wollen. Denken Sie über die Wirklichkeit, so wollen Sie die Wirklichkeit so gestalten, daß sich die Dinge so ergeben, wie sie dem tieferen Bewußtsein des Menschen entsprechen.
Ebenso ist in einem solchen Organismus, wie ich ihn denke, durchaus nicht das arbeitslose Einkommen als solches enthalten. Nur muß man über diese Dinge auch klare Begriffe haben. Was ist denn schließlich ein arbeitsloses Einkommen? In diesem Begriff "arbeitsloses Einkommen" steckt ja sehr, sehr viel von Unklarheiten drinnen, und mit unklaren Begriffen kann man wahrhaftig keine Reformen durchführen. Sehen Sie, für denjenigen, der "Arbeit" bloß Holzhacken nennt, für den ist ganz sicher ein arbeitsloses Einkommen dasjenige, was jemand für ein Bild erhält, das er malt, und dergleichen. Es ist nur etwas radikal ausgesprochen, aber so wird oftmals das sogenannte "arbeitslose Einkommen" durchaus beurteilt. Es setzt sich das, was wirtschaftliche Werten begründet, eben aus verschiedenen Faktoren im Leben zusammen. Es setzt sich zusammen erstens aus den Fähigkeiten der Menschen, zweitens aus der Arbeit, drittens aber auch aus Konstellationen, und es ist einer der größten Irrtümer, wenn man gar definiert hat, daß irgendein Gut, das in der wirtschaftlichen Zirkulation ist, nur "kristallisierte Arbeit" sei. Das ist es durchaus nicht. Über Arbeit habe ich mich ja in diesen Vorträgen ausgesprochen. Es kommt also darauf an, daß man überhaupt den Begriff der Arbeit nicht in irgendeiner Weise zusammenbringt, wie er heute vielfach zusammengebracht wird, mit dem Begriff des Einkommens. Sein Einkommen bekommt ja ein Mensch wahrhaftig nicht bloß dafür, daß er ißt und trinkt oder sonst irgendwelche leiblichen oder seelischen Bedürfnisse befriedigt, sondern auch dafür, daß er für andere Menschen arbeitet. Also es ist der wirtschaftliche Prozeß ein viel zu komplizierter, als daß man ihn mit so einfachen Begriffen sollte umfassen wollen."
"Nehmen wir [...] einen Tatbestand des öffentlichen Lebens, wo dreierlei ineinanderfließt zu einem: das ist der Verkehr. Der Verkehr hängt ja auf der einen Seite dadurch, dass er die Straße braucht, mit Grund und Boden zusammen. Aber man sieht, weil der Verkehrsboden, Straßen und so weiter nicht Privatbesitz sein kann, auch nicht Ware sein kann, dass man da heraus muß aus der Ware, dass also wenigstens dieser Teil von Grund und Boden nicht als Ware betrachtet werden kann. Aber mit dem Verkehrswesen hängt auch unsere ganze Kultur zusammen. Eigentlich steht der ganze Verkehr unter drei Gesichtspunkten. Was unterliegt dem Verkehr? Erstens Güter, Waren; zweitens Menschen; drittens Nachrichten. In irgendeiner der drei Kategorien können Sie alles unterbringen, was dem Verkehr unterliegt: Nachrichten, Menschen, Waren. Sehen Sie, dadurch dass im Verkehr Waren drinnenstehen, muss dasjenige, was sich auf den Warenverkehr bezieht, nach Verträgen, nach den Impulsen des Wirtschaftslebens geregelt sein. Dasjenige, was sich auf Menschen bezieht, ist aus dem Staatsleben heraus geregelt, das sind die Rechtsverhältnisse. Auch der Verkehr der Menschen muss nach Rechtsverhältnissen geregelt sein. Die Nachrichten unterliegen dem geistigen Leben; sie sind das geistige Leben im Verkehr. Und Sie werden schon finden, wie von den drei Seiten her das eigentlich dreigegliederte Verkehrswesen verwaltet werden muss - etwas, was die alten Einrichtungen nicht zustandegebracht haben. Rechnen Sie sich aus, was für ein Unding es ist, dass noch immer bei uns in derselben Weise durch dieselbe Institution Güter und Nachrichten besorgt werden, die Postpakete und die Nachrichten ausgetragen werden, was durchaus nicht zusammengehört und wozu auch keine Notwendigkeit vorliegt in den äußeren Einrichtungen. Aber die alten Staatseinrichtungen konnten es nicht dahin bringen, die Paketfahrt zu trennen vom Nachrichtendienst, so dass das eine das andere stört. Sehen Sie in das Posttarifwesen hinein, so werden Sie sehen, was für eine Unwirtschaftlichkeit darin liegt, dass die Post sowohl für Nachrichten- wie für Güterverkehr dient."
"Da ergibt sich die Tatsache, dass der einzelne überhaupt, wenn er noch so gescheit ist, wenn er ein noch so intelligenter und meinetwillen auch idealistischer und praktischer Mensch ist [...], dass er als einzelner überhaupt ein soziales Urteil nicht gewinnen kann. Es ist ein, ich möchte sagen, soziales Mysterium, [...] dass jedes soziale Einzelurteil falsch ist."
"...und drittens das ökonomische Gebiet. Da zeigt sich, wie da alles nicht von dem einzelnen Urteil ausgehen kann das Urteil des einzelnen ist gleichgültig, denn es kann niemals richtig sein, sondern von den Assoziationen, von den Gemeinschaften der Menschen, die aus dem Zusammenfluss ihrer Urteile ein gemeinschaftliches Urteil heraus zustande bringen."
"Im ökonomischen Glied des sozialen Organismus werden Assoziationen dastehen, in denen Konsumenten und Produzenten und Händler in gleicher Weise aus ihren Lebenserfahrungen heraus ein assoziatives Urteil - nicht ein individuelles, das gar keine Bedeutung hat - abgeben werden. "