"Nehmen wir [...] einen Tatbestand des öffentlichen Lebens, wo dreierlei ineinanderfließt zu einem: das ist der Verkehr. Der Verkehr hängt ja auf der einen Seite dadurch, dass er die Straße braucht, mit Grund und Boden zusammen. Aber man sieht, weil der Verkehrsboden, Straßen und so weiter nicht Privatbesitz sein kann, auch nicht Ware sein kann, dass man da heraus muß aus der Ware, dass also wenigstens dieser Teil von Grund und Boden nicht als Ware betrachtet werden kann. Aber mit dem Verkehrswesen hängt auch unsere ganze Kultur zusammen. Eigentlich steht der ganze Verkehr unter drei Gesichtspunkten.
Was unterliegt dem Verkehr? Erstens Güter, Waren; zweitens Menschen; drittens Nachrichten. In irgendeiner der drei Kategorien können Sie alles unterbringen, was dem Verkehr unterliegt: Nachrichten, Menschen, Waren. Sehen Sie, dadurch dass im Verkehr Waren drinnenstehen, muss dasjenige, was sich auf den Warenverkehr bezieht, nach Verträgen, nach den Impulsen des Wirtschaftslebens geregelt sein. Dasjenige, was sich auf Menschen bezieht, ist aus dem Staatsleben heraus geregelt, das sind die Rechtsverhältnisse. Auch der Verkehr der Menschen muss nach Rechtsverhältnissen geregelt sein. Die Nachrichten unterliegen dem geistigen Leben; sie sind das geistige Leben im Verkehr. Und Sie werden schon finden, wie von den drei Seiten her das eigentlich dreigegliederte Verkehrswesen verwaltet werden muss - etwas, was die alten Einrichtungen nicht zustandegebracht haben. Rechnen Sie sich aus, was für ein Unding es ist, dass noch immer bei uns in derselben Weise durch dieselbe Institution Güter und Nachrichten besorgt werden, die Postpakete und die Nachrichten ausgetragen werden, was durchaus nicht zusammengehört und wozu auch keine Notwendigkeit vorliegt in den äußeren Einrichtungen. Aber die alten Staatseinrichtungen konnten es nicht dahin bringen, die Paketfahrt zu trennen vom Nachrichtendienst, so dass das eine das andere stört. Sehen Sie in das Posttarifwesen hinein, so werden Sie sehen, was für eine Unwirtschaftlichkeit darin liegt, dass die Post sowohl für Nachrichten- wie für Güterverkehr dient."

Rudolf Steiner; GA 337 a, S. 217 f

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